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Heraklion
Heraklion ist die lebhafte Hauptstadt Kretas mit einer einzigartigen Mischung aus Geschichte und modernem Flair.
Heraklion (Iraklio) liegt an der Nordküste Kretas und ist mit rund 180.000 Einwohnern die größte Stadt der Insel. Als wichtiges wirtschaftliches und kulturelles Zentrum schlägt hier das pulsierende Herz Kretas – eine Stadt der Kontraste, in der Antike und Gegenwart aufeinandertreffen.
Auf den ersten Blick dominieren moderne Betonbauten das Bild. Bei näherem Hinsehen entfaltet die Inselhauptstadt jedoch einen eigenen Charme mit venezianischen Bauwerken, lebhaften Plätzen und authentischem kretischen Stadtleben.

Heraklion auf Kreta
Heraklion befindet sich etwa in der Mitte der Nordküste Kretas und ist die viertgrößte Stadt Griechenlands. Die Stadt ist seit 1971 die Hauptstadt der Insel und zugleich Verwaltungssitz der Region Kreta. Durch ihre zentrale Lage und den nahe gelegenen Hafen sowie Flughafen ist Heraklion ein Verkehrsknotenpunkt, der aus allen Richtungen gut erreichbar ist.
Als historischer Seehafen – schon im Altertum diente die Bucht von Heraklion dem minoischen Palast von Knossos als Hafen – spielt die Stadt seit jeher eine bedeutende Rolle. Heute präsentiert sich Heraklion als geschäftige Großstadt, in der Vergangenheit und Gegenwart ineinandergreifen.
Stadtbild und Atmosphäre
Über 400 Jahre venezianischer Herrschaft haben Spuren in Heraklion hinterlassen, doch sind nur wenige historische Bauten vollständig erhalten. Ursache dafür sind neben kriegerischen Auseinandersetzungen auch mehrere Erdbeben sowie die schweren Bombenangriffe 1941, die große Teile der Stadt zerstörten.
Das heutige Stadtbild ist daher von Nachkriegsarchitektur geprägt, doch zwischen moderner Bebauung finden sich eindrucksvolle Überreste der Vergangenheit: mächtige Festungsmauern, verzierte Loggien und Brunnen aus venezianischer Zeit. Heraklion ist zugleich das soziale und kulturelle Inselzentrum – hier mischen sich Einheimische und Besucher in den Straßen und auf den Plätzen, es gibt unzählige Tavernen, Cafés und Rakadika (kleine Tavernen, in denen Raki und Mezedes serviert werden) und nachts pulsiert das Leben im Kneipenviertel.
Die Stadt vereint mediterrane Gelassenheit mit urbanem Trubel und bietet damit ein authentisches kretisches Städteerlebnis.
Urlaub in Heraklion
Heraklion ist ein vielseitiges Reiseziel, das sich sowohl für Kulturreisende als auch für Badeurlauber anbietet. Als größte Stadt der Insel verfügt sie über eine hervorragende touristische Infrastruktur – von Pauschalangeboten großer Reiseveranstalter bis hin zu individuellen Unterkünften ist alles vertreten. Die Hafenstadt selbst lockt mit historischen Sehenswürdigkeiten, Museen, Restaurants und einem lebhaften Nachtleben, während in der nahen Umgebung Strände und Ausflugsziele warten. Urlauber können hier das städtische Flair genießen und gleichzeitig in wenigen Minuten im Meer baden oder ins ländliche Kreta eintauchen.
Unterkünfte in Heraklion
In Heraklion finden Reisende eine breite Auswahl an Unterkünften für jeden Geschmack und Geldbeutel. Vom komfortablen Stadthotel internationaler Ketten über kleine familiengeführte Pensionen bis hin zu gemütlichen Ferienwohnungen und Bed & Breakfasts ist das Angebot vielfältig. Viele große Hotels liegen zentral in der Innenstadt oder an der Uferpromenade und eignen sich ideal für einen Städtetrip. Wer unabhängig sein möchte, kann auf Ferienwohnungen ausweichen – gerade in den Gassen der Altstadt gibt es charmante Apartments. Auch im Umland der Stadt stehen Urlaubern Unterkünfte zur Verfügung, etwa Strandresorts westlich und östlich von Heraklion, die oft im Rahmen von Pauschalreisen angeboten werden.
Anreise nach Heraklion
Flüge nach Kreta
Heraklion besitzt den wichtigsten Flughafen Kretas, den internationalen Flughafen „Nikos Kazantzakis“ (HER), der nur etwa 5 km östlich der Stadt liegt. Vor allem in der Sommersaison gibt es zahlreiche Direktflüge aus dem deutschsprachigen Raum und anderen Ländern. Alternativ ist auch der Flughafen von Chania im Westen der Insel erreichbar, jedoch liegt dieser rund 150 km entfernt. Die meisten Urlauber wählen daher Heraklion als Zielflughafen – von hier erreicht man die Innenstadt in wenigen Minuten. Bereits beim Landeanflug genießt man einen spektakulären Blick auf die Küste und das tiefblaue Mittelmeer.
Mietwagen auf Kreta
Ein Mietwagen ist eine beliebte Option, um Heraklion und die Insel Kreta flexibel zu erkunden. Direkt am Flughafen befinden sich zahlreiche Autovermietungen, bei denen man Wagen aller Kategorien mieten kann. Mit dem Auto ist man unabhängig und kann neben der Stadt auch umliegende Sehenswürdigkeiten und Strände leicht erreichen. Die Insel verfügt über ein gut ausgebautes Straßennetz und Heraklion ist durch die zentrale Nordküsten-Straße mit allen Teilen Kretas verbunden. Beachten sollte man den teils lebhaften Verkehr in der Innenstadt und die Parkplatzsituation – viele Hotels bieten jedoch Parkmöglichkeiten oder es gibt öffentliche Parkhäuser.
Flughafentransfer Heraklion
Wer keinen Mietwagen nutzen möchte, hat verschiedene Transfermöglichkeiten vom Flughafen in die Stadt. Offizielle Taxis stehen am Ausgang des Terminals bereit – eine Fahrt ins Zentrum dauert rund 10-15 Minuten. Viele Hotels organisieren auf Wunsch auch einen Shuttle-Service für ihre Gäste. Zudem bieten private Transferunternehmen vorab buchbare Fahrten an, was insbesondere bei später Ankunft oder mit viel Gepäck bequem sein kann. Die Preise für einen Transfer sind moderat und oft fest vereinbart, sodass man direkt nach der Landung stressfrei zur Unterkunft gelangt – vorher online buchen ist am bequemsten.
Öffentlicher Bus
Heraklion verfügt über ein gut funktionierendes öffentliches Bussystem. Vom Flughafen verkehrt regelmäßig ein städtischer Bus (Linie 1) in die Innenstadt und zum zentralen Busbahnhof. Die Fahrt dauert etwa 20 Minuten und ist eine preisgünstige Option für Individualreisende. Innerhalb der Stadt und in die Vororte verbinden lokale Buslinien die wichtigsten Punkte – Tickets erhält man am Kiosk oder direkt beim Fahrer. Am zentralen KTEL-Busbahnhof westlich des Hafens starten außerdem Überlandbusse in alle Regionen Kretas, zum Beispiel nach Rethymno, Chania oder in den Süden der Insel. Somit kann man Heraklion auch ohne eigenes Fahrzeug als Ausgangspunkt für Inseltouren nutzen.
Taxi
Taxis sind in Heraklion überall präsent und für kürzere Strecken oder Fahrten zu später Stunde eine bequeme Wahl. Offizielle Taxis sind leicht an ihrem gelben Kennzeichen und dem Taxameter erkennbar. Innerhalb der Stadt sind die Preise vergleichsweise günstig – eine Fahrt quer durch die Innenstadt kostet oft nur wenige Euro. Für Ausflüge oder längere Distanzen (zum Beispiel vom Hafen zum Palast von Knossos) kann man einen Festpreis vereinbaren. Zu beachten ist, dass es in Stoßzeiten, etwa bei Ankunft großer Kreuzfahrtschiffe, zu Engpässen kommen kann. Generell gilt das Taxi in Heraklion aber als sicheres und schnelles Fortbewegungsmittel, besonders wenn man mehrere Personen ist oder Gepäck dabei hat.
Sehenswürdigkeiten in Heraklion
Heraklion bietet eine Fülle von Sehenswürdigkeiten – von Zeugnissen der bewegten Geschichte bis hin zu lebhaften Plätzen des modernen Stadtlebens. Nachfolgend ein Überblick über die wichtigsten Attraktionen der Stadt.
Venezianischer Hafen von Heraklion
Der alte Hafen von Heraklion ist ein stimmungsvoller Ort, an dem bis heute das maritime Erbe der Stadt spürbar ist. Einst legten hier die venezianischen Galeeren an – die Venezianer hatten Kreta über vier Jahrhunderte in ihrer Hand und gestalteten den Hafen maßgeblich. Noch heute liegen bunte Fischerboote geschützt hinter der Mole und einige der historischen Werfthallen (Arsenale) sind erhalten geblieben. Während im Hintergrund die moderne Skyline der Stadt zu sehen ist, strahlt der kleine venezianische Hafen mit seinen Booten und Tavernen an der Kaimauer ein malerisches Flair aus. Oberhalb verläuft die Uferpromenade, an der sich gemütliche Cafés und Restaurants reihen – ein idealer Ort, um bei Meeresrauschen einen Kaffee zu genießen und das bunte Treiben zu beobachten.

Festung Koules
Die venezianische Festung Koules bewacht den Hafeneingang von Heraklion. Die wuchtige Festung (auch Rocca a Mare genannt) thront direkt an der Einfahrt des alten Hafens und gilt als Wahrzeichen der Stadt. Im 16. Jahrhundert von den Venezianern erbaut und auf den Grundmauern eines byzantinischen Vorgängerbaus errichtet, diente Koules der Verteidigung der Hafenanlage gegen Piraten und Eroberer. Die Festung mit ihren dicken Mauern wurde über zwei Jahrhunderte immer wieder ausgebaut und erhielt im 15. Jahrhundert ihre heutige Form. Im Inneren sind noch alte Kanonen sowie Räume zu besichtigen, die teils als Ausstellungsflächen genutzt werden – so beherbergt Koules heute ein kleines Museum mit Fundstücken verschiedener Epochen. Vom oberen Wehrgang eröffnet sich ein fantastischer Panoramablick über den Hafen, die Stadt und das Meer bis hinüber zur kleinen Insel Dia vor der Küste. Ein Spaziergang zum Wahrzeichen, gerade in den Abendstunden, vermittelt eindrucksvoll die strategische Bedeutung dieses Bollwerks für das historische Heraklion (im Mittelalter Chandakas, während venezianischer Besetzung Candia und danach türkisch Kandiye).

Altstadt von Heraklion
Hinter dem Hafen erstreckt sich die Altstadt von Heraklion, die von Teilen der venezianischen Stadtmauer umgeben ist. Das Herz der Altstadt bildet die Fußgängerzone 25. August Straße (25th Avgoustou), ein breiter Boulevard, der vom Hafen ins Zentrum führt. Entlang dieser von Palmen gesäumten Straße reihen sich neoklassizistische Gebäude und Geschäfte, während in den Seitenstraßen kleine Boutiquen, Juweliere und Souvenirläden zum Bummeln einladen. Die Atmosphäre ist lebhaft: Touristen, Kreuzfahrtgäste und Einheimische flanieren gleichermaßen über das Pflaster. In den schattigen Nebengassen entdeckt man urige Tavernen, traditionelle Kafenia (Cafés) und Handwerksläden – hier offenbart Heraklion sein gemütliches, authentisches Gesicht. Obwohl die Altstadt durch Erdbeben und Kriegsschäden nicht mehr so geschlossen historisch wirkt wie etwa Chania, findet man doch viele schöne Ecken und kann zwischen modernen Gebäuden immer wieder historische Juwelen entdecken. Ein Bummel durch die Gassen führt vorbei an versteckten Plätzen, alten Kirchen und eleganten Loggien und gibt einen Einblick in das tägliche Leben der Stadtbewohner.
Kirche Agios Titos
Am Titus-Platz (Platia Agiou Titou) erhebt sich die Kirche des Heiligen Titus (Agios Titos), eine der bedeutendsten Kirchen Heraklions. Die imposante Sandstein-Fassade und die große Kuppel dominieren den Platz und zeugen von der langen, wechselvollen Geschichte dieses Gotteshauses. Ursprünglich im 10. Jahrhundert erbaut, wurde die Kirche in der venezianischen Zeit nach einem Brand 1544 wiedererrichtet. Unter osmanischer Herrschaft wandelte man sie in eine Moschee um, bis sie nach der Befreiung von Kreta wieder als orthodoxe Kirche geweiht wurde. Heute beherbergt Agios Titos eine wertvolle Reliquie – den Schädel des Heiligen Titus, des ersten Bischofs Kretas – sowie zahlreiche Ikonen und Kirchenkunst. Im Inneren beeindruckt die Kirche durch schlichte Eleganz: helle Wände, Marmorsäulen und ein mit byzantinischen Ikonen geschmückter Altarraum schaffen eine feierliche Atmosphäre. Auf dem Platz vor der Kirche laden Cafés zum Verweilen ein, während man den Blick über die Fassade und die Palmen davor schweifen lässt.
Venezianische Loggia
Nur wenige Schritte von Agios Titos entfernt steht die Venezianische Loggia, ein repräsentatives Bauwerk aus dem 16./17. Jahrhundert und ein weiteres Relikt der venezianischen Epoche. Die Loggia – ein prächtiger Arkadenbau mit rundbogigen Säulen und Wappenreliefs – diente einst als Treffpunkt der venezianischen Adligen und Verwaltungszentrum der Stadt. Hier wurden wichtige politische Entscheidungen getroffen und Feste gefeiert. Während der osmanischen Zeit wurde die Loggia zweckentfremdet (u.a. als Lager), erlitt aber glücklicherweise keine vollständige Zerstörung. Aufwendig restauriert, erstrahlt das Gebäude heute wieder in altem Glanz: Die elegante Architektur mit ihren Reliefverzierungen macht die Loggia zu einem beliebten Fotomotiv für Besucher. Im Innenhof und in den Sälen finden gelegentlich Ausstellungen oder offizielle Empfänge statt – aktuell ist hier das Rathaus von Heraklion untergebracht. Ein Blick hinein lohnt sich, um die gelungene Mischung aus historischer Substanz und moderner Nutzung zu erleben.
Morosini-Brunnen am Löwenplatz
Der Morosini-Brunnen (Löwenbrunnen) auf dem Venizelos-Platz ist umgeben von Cafés. Im Zentrum der Altstadt liegt der belebte Platz Eleftheriou Venizelou, besser bekannt als Löwenplatz, benannt nach dem Morosini-Brunnen mit seinen vier steinernen Löwenfiguren. Der 1628 vom damaligen venezianischen Gouverneur Francesco Morosini errichtete Brunnen zählt zu den schönsten venezianischen Denkmälern Kretas. Aus den Mäulern der Löwen sprudelt Wasser in ein achteckiges Becken – ein erfrischender Anblick in der sommerlichen Wärme. Der Löwenplatz ist von historischen Gebäuden (wie der ehemaligen Basilika Agios Markos, heute eine Kunstgalerie) und modernen Geschäftsfassaden umgeben und bildet einen sozialen Treffpunkt der Stadt. Rings um den Brunnen laden zahlreiche Cafés, Eisdielen und Restaurants zum Verweilen ein, sodass sich hier fast zu jeder Tageszeit reges Leben abspielt. Einheimische wie Besucher schätzen den Platz für seine lebendige Atmosphäre – ob beim Kaffeetrinken unter schattigen Bäumen oder beim abendlichen Bummel, der Löwenbrunnen ist ein Fixpunkt im Stadtzentrum.

Einkaufsgasse 1866 und Zentralmarkt
Südlich des Löwenplatzes beginnt die historische Einkaufsgasse Odos 1866, die zum zentralen Marktplatz (Kentriki Agora) führt. Diese geschäftige Fußgängerzone ist ein Paradies für Shopping-Fans und zugleich ein authentisches Markterlebnis. In der teils überdachten „Marktgasse“ reihen sich unzählige Läden und Stände aneinander: Von Juwelieren, Souvenirshops und Boutiquen bis zu Obst- und Gemüseständen, Metzgereien und Fischhändlern findet man hier alles. Besonders bekannt ist die Straße 1866 für lokale Produkte und Delikatessen – Gewürzläden verströmen den Duft von kretischem Oregano und Salbei, in kleinen Käseläden kann man den würzigen Graviera-Käse und andere Käsesorten probieren. Zwischendrin locken Bäckereien mit süßem Gebäck und an Imbissständen gibt es Loukoumades (Honig-Teigbällchen) und frischen Kaffee. Hier mischen sich Touristen mit Einheimischen, die ihre täglichen Einkäufe erledigen. Am Ende der Gasse trifft man auf die Platia Kornarou, einen Platz mit weiteren historischen Schätzen: dem Bembo-Brunnen aus dem 16. Jahrhundert und dem kleinen osmanischen Sebil (eine Brunnenstube), das früher als Kaffeehaus diente. Ein Bummel durch die 1866er Straße ist ein sinnliches Erlebnis und gibt einen lebhaften Eindruck vom kretischen Alltagsleben.

Kneipenviertel von Heraklion
Das Kneipenviertel Heraklions gilt als das soziale Herz der Stadt und erwacht besonders nach Sonnenuntergang zum Leben. In den Straßen und Gassen rund um die Agios-Minas-Kathedrale – der größten Kirche Kretas – befindet sich die höchste Dichte an Bars, Tavernen und Cafés. Hier treffen sich abends sowohl Studenten und Einheimische als auch Besucher, um in geselliger Atmosphäre den Tag ausklingen zu lassen. Die Auswahl ist groß: traditionelle Rakadika (urige Tavernen, in denen Raki und kleine Gerichte serviert werden), moderne Cocktailbars, gemütliche Kafeneions und Musiklokale liegen dicht beieinander. Die Nähe der prächtigen Agios-Minas-Kirche verleiht dem Viertel einen eigenen Reiz – weltliche Genüsse und Spiritualität liegen hier symbolisch nebeneinander. Bis spät in die Nacht herrscht in diesen Straßen reges Treiben, und oft leert sich der letzte Tisch erst in den frühen Morgenstunden. Wer das echte Nachtleben von Heraklion erleben möchte, sollte einen Abstecher in dieses Viertel machen – hier spürt man den unverfälschten kretischen Geist von Filoxenia (Gastfreundschaft) und Lebensfreude.

Stadtmauer von Heraklion und Grab von Nikos Kazantzakis
Heraklions Altstadt wird teilweise noch von der gewaltigen venezianischen Stadtmauer umschlossen, die im 16. Jahrhundert errichtet wurde. Das gut erhaltene Befestigungswerk mit seinen Bastionen und Stadttoren verdeutlicht, welch wichtige Festungsstadt das damalige Candia (so der venezianische Name Heraklions) war. Einige Abschnitte der Mauer sind begehbar und bieten einen weiten Blick über die Stadt bis zum Meer.
Besonders eindrucksvoll ist die südliche Bastion Martinengo, der höchste Punkt der Stadtmauer. Hier befindet sich das schlichte Grab des berühmten kretischen Schriftstellers Nikos Kazantzakis (1883-1957). Kazantzakis, der Autor von „Alexis Sorbas“, durfte aufgrund kontroverser religiöser Ansichten nicht auf einem geweihten Friedhof bestattet werden und fand stattdessen auf der Bastion seine letzte Ruhe. Sein Grab ziert ein einfaches Holzkreuz sowie die Inschrift seines eigenen Mottos: „Ich erhoffe nichts. Ich fürchte nichts. Ich bin frei.“. Ein Besuch dieser Stätte ist bewegend – man steht hoch über dem Häusermeer, umgeben von den alten Mauern, und kann innehalten. Die Stadt hat an der Martinengo-Bastion einen kleinen Park angelegt, sodass dies auch ein Ort der Erholung ist.
Die weiteren historischen Stadttore (z.B. Chanioporta oder New Gate) sowie Abschnitte der Mauer integrieren sich heute ins Stadtbild – teils als Ruinen inmitten moderner Bebauung, teils als begrünte Promenade, auf der man spazieren gehen kann. Die venezianischen Mauern erinnern an die glorreiche und umkämpfte Vergangenheit, darunter die legendäre Belagerung von Candia, die nach 21 Jahren erst endete – eine der längsten Belagerungen der Geschichte.
Parks und Erholungszonen
Obwohl Heraklion eine dicht bebaute Stadt ist, gibt es einige grüne Oasen für Erholung und Spaziergänge. Besonders hervorzuheben ist der Georgiadis-Park, die größte Parkanlage der Stadt, gelegen unweit des Eleftherias-Platzes in der Innenstadt. Dieser Stadtpark bietet mit schattenspendenden Bäumen, Blumenbeeten und einem kleinen Spielplatz eine willkommene Abwechslung zum Trubel der Straßen. Hier treffen sich Familien, Jogger und ältere Leute zum Verweilen oder zu Veranstaltungen im Freien – gelegentlich finden kulturelle Events und Märkte im Park statt.
Ebenfalls sehenswert ist der kleine Park auf der Martinego-Bastion rund um das Grab von Nikos Kazantzakis, der einen schönen Panoramablick über Heraklion bietet. Entlang der Venezianischen Stadtmauer wurden zudem einige Abschnitte begrünt und zu Spazierwegen umgestaltet. So können Besucher beispielsweise an der Bastion Koules nahe dem Hafen oder am Bethlehem-Tor kleinere Grünflächen entdecken. Diese Parks und Grünzüge sind zwar bescheiden im Vergleich zu größeren Städten, doch sie verleihen der Inselstadt ein Stückchen Natur und Ruhe im urbanen Umfeld.
Stadtführungen in Heraklion
Organisierte Stadtführungen sind eine hervorragende Möglichkeit, Heraklion und seine verborgenen Schätze kennenzulernen. Es werden verschiedene Touren angeboten, darunter historische Rundgänge durch die Altstadt, kulinarische Touren mit Marktbesuch und Kostproben kretischer Spezialitäten sowie kombinierte Ausflüge (z.B. Stadtrundgang mit anschließendem Besuch in Knossos). Viele Führungen sind auch auf Deutsch verfügbar oder werden von deutschsprachigen Guides begleitet.
Neben kostenpflichtigen Touren gibt es manchmal kostenlose Free Walking Tours auf Trinkgeldbasis, bei denen engagierte Einheimische interessierte Besucher durch ihr Heraklion führen.
Ebenfalls beliebt ist der Hop-on/Hop-off-Sightseeing-Bus, der an den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt sowie im Umland hält – ideal, um sich einen Überblick zu verschaffen. Ob zu Fuß mit einem kundigen Guide durch die Gassen oder bequem per Bus: Eine geführte Tour bereichert den Aufenthalt, vermittelt spannende Anekdoten zur Geschichte und führt einen auch in weniger bekannte Ecken der Hafenstadt.
Museen in Heraklion
Heraklion beherbergt mehrere bedeutende Museen, die einen tiefen Einblick in die Geschichte und Kultur Kretas gewähren. Ein kurzer Überblick über die wichtigsten Museen:
- Archäologisches Museum Heraklion: Eines der renommiertesten Museen Griechenlands mit der weltweit größten Sammlung minoischer Kunst und Artefakte. Hier werden Funde aus Palästen wie Knossos, Phaistos und Malia von der Steinzeit bis zur römischen Epoche ausgestellt, darunter der berühmte Diskos von Phaistos und die Statue der Schlangengöttin. Ein Muss für Geschichtsinteressierte.
- Historisches Museum von Kreta: Präsentiert die Geschichte Kretas von der frühen byzantinischen Zeit über die venezianische und osmanische Periode bis ins 20. Jahrhundert. Ausgestellt sind u.a. byzantinische Ikonen, Volkskunst, Dokumente zur kretischen Revolution und Exponate zum Zweiten Weltkrieg. Ein Highlight ist ein Originalgemälde von El Greco sowie persönliche Gegenstände des Schriftstellers Nikos Kazantzakis.
- Naturkundemuseum Kreta: Ein modernes Museum nahe der Uferpromenade, das die einzigartige Flora, Fauna und Geologie der Insel und des östlichen Mittelmeers präsentiert. Interaktive Ausstellungen, lebensgroße Dinosaurier-Modelle und ein Erdbebensimulator machen den Besuch für Groß und Klein gleichermaßen spannend.
- Cretaquarium: Das größte Aquarium im östlichen Mittelmeerraum, etwa 15 km östlich von Heraklion in Gournes gelegen. In dieser hochmodernen Anlage können Besucher hunderte Mittelmeer- und Tropen-Meerestiere bestaunen – von bunten Fischschwärmen über Rochen bis zu Haien. Das Cretaquarium bietet einen faszinierenden Einblick in die Unterwasserwelt und ist insbesondere für Familien ein tolles Ausflugsziel.
- Museum der Schlacht um Kreta: Ein kleines Spezialmuseum, das sich dem Widerstand und der berühmten Schlacht um Kreta 1941 widmet. Mit Fotos, militärischen Objekten und Zeitzeugenberichten wird hier der Kampf der Kreter gegen die deutsche Besatzung dokumentiert – ein bewegender Ort für historisch Interessierte.
Ausflüge in der Umgebung
Rund um Heraklion gibt es zahlreiche Möglichkeiten für Ausflüge und Aktivitäten – von weltberühmten Ausgrabungsstätten bis hin zu Freizeitparks.
An erster Stelle steht der Palast von Knossos, nur etwa 5 km außerhalb der Stadt: Die Ausgrabungen des minoischen Palastes lassen die über 3.500 Jahre alte Hochkultur Kretas lebendig werden und gehören zum Pflichtprogramm jedes Besuchers.

In unmittelbarer Nähe zur Stadt laden traditionelle Dörfer zu Entdeckungen ein, zum Beispiel Archanes, ein hübsches Weindorf mit bunt getünchten Häusern, schattigen Plätzen und Weingütern, wo man kretischen Wein verkosten kann. Ebenfalls beliebt ist ein Abstecher ins Dorf Arolithos, ein künstlich aufgebautes traditionelles Dorf-Museum, das Einblicke in das ländliche Leben und Handwerk früherer Zeiten bietet – inklusive Tavernen mit Hausmannskost.
Familien und Abenteuerlustige finden in der Region um Heraklion ebenfalls attraktive Ziele: Der Watercity Wasserpark in Anopolis (etwa 15 km östlich) verspricht Rutschenspaß und Abkühlung an heißen Tagen, ebenso der Wasserpark Acqua Plus bei Chersonissos etwas weiter östlich. Gleich in der Nähe des Cretaquariums liegt der Dinosauria Park, ein Themenpark, in dem lebensgroße Dinosauriermodelle und Aktivitäten für Kinder die Urzeit erfahrbar machen.
Wer Natur sucht, kann eine Fahrt auf das Weinplateau von Peza unternehmen (die Weinproben sind empfehlenswert) oder die nahe Juchtas-Bergregion bei Archanes erwandern – hier bietet sich ein fantastischer Ausblick auf die Insel. Alle diese Ausflüge sind von Heraklion aus in kurzer Zeit erreichbar und ermöglichen es, die Vielfalt Kretas – Kultur, Dorfleben, Natur und Freizeitspaß – im Rahmen von Tagestrips zu erleben.
Strand in Heraklion
Die Stadt Heraklion selbst besitzt zwar keine ausgedehnten Strände direkt im Zentrum (da der Hafen das Ufer prägt), jedoch liegen schöne Strände nur wenige Kilometer entfernt.
Westlich der Stadt erstreckt sich der lange Strand von Ammoudara, ein feiner Sandstrand, der sich über mehrere Kilometer bis zum Vorort Ammoudara zieht. Dieser Strand ist bei Einheimischen und Touristen gleichermaßen beliebt: Es gibt viele Hotels, Strandbars und Wassersport-Angebote, aber auch ruhigere Abschnitte. Das Wasser fällt flach ab – ideal zum Schwimmen und für Familien.
Östlich von Heraklion, in der Nähe des Flughafens, befinden sich ebenfalls Strände: Karteros und Amnissos bieten breite Sandflächen mit Sonnenliegen und Tavernen in Reichweite. Karteros-Strand ist bekannt für sein kristallklares Wasser und Möglichkeiten zum Beachvolleyball oder Reiten am Strand. In den Sommermonaten sind diese Strände bequem mit dem Bus oder Auto von Heraklion aus erreichbar (Entfernung rund 5-8 km).
Somit müssen Urlauber, die in der Stadt logieren, nicht auf Badevergnügen verzichten – ein erfrischendes Bad im Meer ist nur einen kurzen Abstecher entfernt.
Heraklion Geheimtipp vom Griechenland Guru
Ein echter Geheimtipp in Heraklion, den viele Besucher übersehen, ist das Lakkos-Viertel. Dieses historische Viertel etwas abseits der üblichen Touristenpfade war einst das sündige Rotlichtviertel der Stadt und lag lange Zeit im Dornröschenschlaf. In jüngster Zeit erwacht Lakkos jedoch zu neuem Leben: Kreative haben die verlassenen Gassen mit farbenfroher Street Art und Wandgemälden versehen, wodurch das Viertel sich in ein Open-Air-Kunstgalerie verwandelt hat.
Tipp: Bei einem Spaziergang durch die schmalen, kopfsteingepflasterten Straßen entdeckt man an jeder Ecke beeindruckende Wandgemälde, kleine Künstlerateliers und liebevoll sanierte Häuschen. Noch gibt es hier kaum Souvenirläden – stattdessen stößt man auf versteckte Kafeneions, in denen Einheimische ihren griechischen Kaffee trinken, oder auf alternative Bars mit bohemem Flair.
Lakkos vermittelt einen Hauch von vergangener Zeit und authentischer Urbanität, weit weg vom Trubel der Touristenströme. Wer die Großstadt abseits der bekannten Routen erleben will, sollte diesen charmanten Mikrokosmos erkunden – ein fotogenes Erlebnis und eine Begegnung mit dem echten Heraklion der Kreativen und Querdenker.
Reisetipps
Auch im Urlaub ist es gut, für praktische Fragen gewappnet zu sein. Hier einige nützliche Reisetipps für Heraklion:
- Apotheke: Apotheken (griechisch Farmakeio) sind in Heraklion leicht zu erkennen am grünen Kreuz und in der Innenstadt zahlreich vorhanden. Die meisten haben werktags bis in den Abend geöffnet, einige wechseln sich mit Notdiensten ab und sind auch nachts verfügbar. Eine Übersicht über die diensthabenden Apotheken hängt oft an der Tür jeder Apotheke aus. Für kleinere medizinische Anliegen erhält man dort Beratung – viele Apotheker sprechen Englisch, teils sogar Deutsch.
- Arzt: In Heraklion gibt es ein großes allgemeines Krankenhaus sowie zahlreiche Ärzte und Privatkliniken. Hotels können im Bedarfsfall einen Arzt vermitteln oder die nächstgelegene medizinische Einrichtung benennen. Europäische Touristen können im Rahmen der EU mit der europäischen Krankenversicherungskarte öffentliche medizinische Versorgung in Anspruch nehmen, dennoch ist eine Reisekrankenversicherung empfehlenswert. Notfälle werden im Universitätskrankenhaus in Heraklion versorgt; die Notrufnummer für den Rettungsdienst lautet 166.
- Geldautomat: Geldautomaten (ATMs) findet man überall in Heraklion – insbesondere rund um die zentralen Plätze und Einkaufsstraßen. Internationale Kredit- und Bankkarten werden in der Regel akzeptiert. Viele Automaten bieten Menüs in deutscher Sprache an. Beim Abheben sollte man auf mögliche Gebühren achten; am besten nutzt man ATMs von bekannten Banken (z.B. National Bank, Piraeus Bank, Bank of Chania etc.). Es gibt auch unzählige Bankfilialen. Bargeld wird nach wie vor häufig genutzt, aber in den meisten Hotels, vielen Restaurants und Geschäften kann man auch mit Karte zahlen.
- Supermarkt und Bäckereien: Supermärkte sind im Zentrum und entlang der großen Ausfallstraßen gut verteilt, viele öffnen Montag bis Samstag durchgehend bis in den Abend und am Sonntag ist oft geschlossen. Kleine Kioske (Periptero) versorgen rund um die Uhr mit Getränken und Snacks. Bäckereien (Fournos) öffnen früh am Morgen und bieten frisches Brot, Bougatsa und herzhafte Pies für den schnellen Imbiss.
- Tankstelle: Tankstellen liegen an den Hauptachsen zur Nationalstraße „New Road“ sowie rund um Hafen und Flughafen. Viele haben lange Öffnungszeiten, einige sind rund um die Uhr verfügbar. Kartenzahlung ist üblich und an vielen Stationen wird voll bedient, nachts läuft der Verkauf oft über Automaten.
Klima & Reisezeit
Heraklion besitzt ein mediterranes Klima mit heißen, trockenen Sommern und milden Wintern. Von Mai bis September regnet es kaum und die Sonne scheint an den meisten Tagen – ideale Bedingungen für einen Sommerurlaub. In den Hochsommermonaten Juli und August steigen die Temperaturen oft über 30 °C, was Stadtbesichtigungen mitunter anstrengend machen kann. Dafür lädt das Meer mit Wassertemperaturen um 25 °C zum Baden ein.
Für einen Städtetrip oder kulturellen Urlaub bieten sich besonders das Frühjahr (April, Mai) und der Herbst (September, Oktober) an: Dann ist das Wetter warm und angenehm, die Insel erblüht im Frühjahr in sattem Grün und es ist deutlich ruhiger als zur Hauptsaison. Kultururlauber, die Museen, Ausgrabungen und Kirchen besuchen möchten, schätzen diese Nebenzeiten wegen des milderen Klimas und weniger Besucherandrang – man kann in Ruhe Knossos erkunden oder durch die Altstadt schlendern.
Badeurlauber kommen natürlich im Sommer voll auf ihre Kosten; schon ab Mitte/Ende Mai erwärmt sich das Meer und bis in den Oktober hinein sind Strandtage möglich. Juli und August garantieren Sonne pur, jedoch muss man mit vielen Touristen rechnen.
Aktivurlauber, etwa Wanderer oder Radfahrer, bevorzugen ebenfalls Frühling und Herbst für Touren rund um Heraklion – zum Beispiel Wanderungen in den Bergen bei angenehmen 20–25 °C oder Radtouren durch die Weinregion Archanes.
Selbst im Winter fällt das Thermometer tagsüber selten unter 15 °C, sodass Heraklion ganzjährig bereist werden kann. Allerdings sind die Wintermonate regenreicher und eignen sich weniger zum Baden, dafür bieten sie eine authentische Atmosphäre und die Möglichkeit, das städtische Leben jenseits des Touristenstroms kennenzulernen.
Letztlich hängt die beste Reisezeit davon ab, welche Facette Heraklions man erleben möchte – ob sommerliches Strandleben oder kulturelle Erkundungen in milden Frühlingswochen.
Geschichte des Ortes
Die Geschichte Heraklions (griechisch Ηράκλειο) ist reich und spiegelt die wechselvollen Epochen wider. Bereits in minoischer Zeit (ca. 2000 v. Chr.) befand sich nahe der heutigen Stadt ein bedeutender Hafen der Palaststadt Knossos – hier schlug das Herz der ersten europäischen Hochkultur (die Minoer). In den folgenden Jahrtausenden blieb die Siedlung jedoch eher unbedeutend, ehe im frühen Mittelalter eine eigentliche Stadt entstand.
Im Jahr 824 n. Chr. eroberten arabische Sarazenen die Insel Kreta und gründeten an der Stelle Heraklions eine befestigte Stadt namens Rabdh el-Chandaq (übersetzt etwa „Graben“ – daraus entwickelte sich der Name Handakas bzw. Chandax), da sie zur Verteidigung einen tiefen Burggraben zogen. Diese arabische Piratenhochburg wurde zu einem Zentrum des Sklavenhandels im östlichen Mittelmeer. 961 n. Chr. gelang es dem Byzantinischen Reich, Kreta zurückzuerobern – Chandax wurde erobert, geplündert und dem Erdboden gleichgemacht. Die Byzantiner bauten die Stadt jedoch wieder auf und siedelten Adelsfamilien dort an.
1204 kam Kreta in den Besitz der Republik Venedig, welche das Eiland von den damaligen Kreuzrittern gekauft hatte. Unter den Venezianern erlebte die Stadt, nun Candia genannt, eine Blütezeit. Candia wurde zum Verwaltungszentrum des Eilands und erhielt ihr bis heute sichtbares Gesicht: Die Venezianer errichteten mächtige Festungsmauern rund um den Ort, bauten den Hafen aus und schufen prächtige Bauwerke wie Loggien, Kirchen und Brunnen. Die venezianische Herrschaft dauerte über 450 Jahre, war aber nicht immer friedlich – es gab mehrere kretische Aufstände gegen die Fremdherrschaft.
Im 17. Jhd. geriet Kreta ins Visier des expandierenden Osmanischen Reiches. Es folgte die legendäre Belagerung von Candia: Von 1648 bis 1669 – unglaubliche 21 Jahre lang – belagerten die Osmanen die Stadt. Diese Belagerung gilt als eine der längsten der Geschichte und forderte unzählige Opfer. Schließlich mussten die erschöpften Venezianer die Stadt 1669 den Osmanen überlassen. Unter türkischer Herrschaft änderte sich der Charakter Heraklions (wie Candia fortan „Kandiye“ genannt wurde) deutlich: Kirchen wurden in Moscheen umgewandelt (darunter Agios Titos), Minarette prägten die Skyline und ein orientalischer Einfluss machte sich breit. Die Festungsanlagen blieben jedoch weitgehend intakt und auch der Name „Megalo Kastro“ (Große Festung) zeugte von ihrer Bedeutung.
Im 19. Jhd. geriet das Osmanische Reich in die Defensive, und auf Kreta erhoben sich die Griechen mehrfach gegen die Fremdherrschaft. 1898 erlangte Kreta nach einem blutigen Aufstand und europäischer Intervention Autonomie; Heraklion – mittlerweile wieder so genannt, angelehnt an den antiken Namen Herakleion (vom Heros Herakles / Herkules) – wurde Hauptstadt des kretischen Staates. 1913 schließlich erfolgte der Anschluss Kretas an das Königreich Griechenland, was in Heraklion stürmisch gefeiert wurde. Zu dieser Zeit verließen die letzten Türken die Stadt und viele griechische Flüchtlinge aus Kleinasien siedelten sich infolge des Bevölkerungsaustauschs von 1923 neu an.
Das 20. Jhd. brachte weitere Prüfungen: Während des Zweiten Weltkriegs wurde Kreta 1941 von deutschen Truppen in der „Schlacht um Kreta“ erobert. Heraklion erlitt dabei schwere Schäden durch Bombardierungen, was große Teile der historischen Bausubstanz vernichtete. Nach dem Krieg begann der Wiederaufbau, jedoch oft ohne Rücksicht auf historische Stadtplanung – so entstanden viele moderne Gebäude aus Beton, die das Erscheinungsbild der Stadt nachhaltig veränderten. In den folgenden Jahrzehnten wuchs Heraklion stark, die umliegenden Dörfer wurden eingemeindet und die Ortschaft breitete sich über die alten Mauern hinaus aus.
Heute ist Heraklion eine lebendige Großstadt, die stolz auf ihr Erbe ist: Reste aller historischen Phasen – minoisch, römisch, byzantinisch, venezianisch und osmanisch – finden sich im Stadtgebiet. Jeder Spaziergang führt den Besucher somit durch die Jahrhunderte. Vom minoischen Sarkophag im Archäologischen Museum über die venezianische Koules-Festung bis zum Grab des modernen Dichters Kazantzakis auf den Festungsmauern – Heraklions Vergangenheit ist allgegenwärtig und macht die Stadt zu einem faszinierenden Reiseziel für alle, die an Geschichte und Kultur interessiert sind.