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Artemis: Göttin der Jagd, des Mondes und des Waldes
Artemis Steckbrief
- Aufgabe: Göttin der Jagd, Wildnis und wilden Tiere, des Waldes; HĂŒterin der Keuschheit; BeschĂŒtzerin von MĂ€dchen und GebĂ€renden; in spĂ€terer Tradition auch mit dem Mond verbunden
- Attribute: Bogen und Pfeile, Köcher, Jagdhunde, Hirsch/Hirschkuh, Mondsichel, Fackel, Zypresse
- Vater: Zeus
- Mutter: Leto
- Griechischer Name: áŒÏÏΔΌÎčÏ (Ărtemis)
- Römischer Name: Diana (auch Deana, Diviana, Iana)

Wer war Artemis?
Artemis ist die griechische Göttin der Jagd, der Wildnis, des Waldes und der freien Natur. Als jungfrĂ€uliche Gottheit verkörpert sie UnabhĂ€ngigkeit und körperliche Unversehrtheit. Sie gilt als Zwillingsschwester Apollons und Tochter des Zeus und der Leto. Neben der Wildnis steht sie fĂŒr den Schutz junger MĂ€dchen und fĂŒr Geburt und Hebammenkunst; ihre Pfeile konnten sowohl Leben nehmen als auch Schmerzen lindern. In spĂ€terer Tradition erscheint sie mit dem Mond assoziiert â oft im Wechselspiel mit Selene und Hekate â als Mondgöttin. Als griechische Jagdgöttin fĂŒhrt sie ein Gefolge von Nymphen, trĂ€gt Bogen und Köcher đč, streift durch Berge und heilige Haine, schĂŒtzt Jungtiere und MĂ€dchen â und ahndet Frevel gegen ihre Ordnung mit schnellen, unfehlbaren Pfeilen.
Artemis Aufgaben
Artemis bewacht Tiere und Jagdgebiete, ahndet Frevel gegen heilige Tiere und Nymphen und schĂŒtzt die Keuschheit. Sie begleitet MĂ€dchen bis zur Ehe und wacht ĂŒber Ăbergangsriten. Als Geburtshelferin lindert sie Wehen oder beendet durch plötzlichen Tod, wenn göttliche Ordnung verletzt wird. Sie sichert Grenzen zwischen Zivilisation und Wildnis, sanktioniert Hybris und wahrt rituelle Reinheit.
Artemis Eigenschaften
Artemis erscheint schnell, zielsicher, unnahbar und gerecht, zugleich fĂŒrsorglich gegenĂŒber Schwachen und Jungtieren. Ihr Wesen vereint Strenge und Schutz: unversöhnlich gegen Ăbergriffe, mild gegenĂŒber Schutzbefohlenen. Ihre Reinheit und Autonomie sind unverhandelbar; VerstöĂe ziehen exemplarische Strafen nach sich. Beweglichkeit, KĂŒhle und SelbstgenĂŒgsamkeit prĂ€gen ihre ikonische Darstellung.
Artemis Bedeutung
Im Pantheon markiert Artemis die SphĂ€re des UngezĂ€hmten und der Schwelle zwischen Kindheit und Erwachsensein. Sie symbolisiert MaĂ, Respekt vor Natur und göttlicher Ordnung sowie weibliche Selbstbestimmung. Kultisch verbindet sie Gemeinschaft mit Landschaft: heilige Haine, Berge und KĂŒsten bilden ihre bevorzugten Orte. Literarisch und bildkĂŒnstlerisch steht sie fĂŒr die Macht der Natur und die Konsequenz, mit der göttliche Grenzen verteidigt werden.
Herkunft, Geburt und Kindheit Artemisâ
Artemis ist die Tochter von Zeus und Leto; mĂŒtterlicherseits Enkelin der Titanen Koios und Phoibe. Die Geburt steht unter dem Zeichen der Verfolgung durch Hera, die Leto von Festland und vielen Inseln fernhĂ€lt. Delos gewĂ€hrt schlieĂlich Zuflucht. In einer verbreiteten Ăberlieferung kommt Artemis zuerst zur Welt (teils auf Ortygia), um anschlieĂend ihrer Mutter als Geburtshelferin bei Apollons Geburt auf Delos beizustehen â ein frĂŒhes Sinnbild ihrer Rolle als SchĂŒtzerin der GebĂ€renden. Die Verzögerung der Entbindung durch das ZurĂŒckhalten der Geburtsgöttin Eileithyia unterstreicht den dramatischen Rahmen der Zwillingsgeburt.
Die Kindheit markiert den Ăbergang in ein autonomes, naturverbundenes Dasein. Artemis erbittet von Zeus ewige JungfrĂ€ulichkeit, den Bogen mit Pfeilen, eine kurze Jagdtunika, Berge und WĂ€lder als Reviere sowie die Gefolgschaft von Nymphen. Die Kyklopen schmieden ihr die Waffen; Pan schenkt schnelle Jagdhunde. Sechzig Okeaniden und weitere Nymphen begleiten sie als GefĂ€hrtinnen und HĂŒterinnen ihrer Keuschheit.
FrĂŒhe Taten festigen den Jagdcharakter: die ZĂ€hmung oder Weihe von Hirschen, das Streifen durch Gebirge wie Taygetos und Erymanthos, das Einsetzen fĂŒr Jungtiere und heilige Haine. Aus Orten der Kindheit und frĂŒhen Kultpraxis leiten sich Beinamen ab, etwa Kynthia nach dem Berg Kynthos auf Delos. Die ErzĂ€hlungen zeichnen ein Bild frĂŒhreifer Selbstsicherheit: Artemis meidet die stĂ€dtische SphĂ€re, bevorzugt heilige Haine, Berge und Uferzonen und setzt von Beginn an strikte Grenzen, deren Ăberschreitung Sanktionen nach sich zieht.
Ehe und Liebschaften von Artemis
Artemis gilt als jungfrĂ€uliche Gottheit ohne Ehebund. Das von Zeus gewĂ€hrte KeuschheitsgelĂŒbde gehört zu ihren unverrĂŒckbaren Merkmalen und prĂ€gt alle ErzĂ€hlungen: körperliche UnberĂŒhrtheit, Autonomie, UnabhĂ€ngigkeit von Ehe- und LiebeszwĂ€ngen.
Als GefĂ€hrten erscheinen JagdgefĂ€hrtinnen und -gefĂ€hrten, keine Gatten. Der berĂŒhmteste Begleiter ist Orion: teils als geschĂ€tzter Jagdpartner geschildert, teils als Verehrer. Die Ăberlieferungen variieren â von Artemisâ versehentlichem Totschuss ĂŒber Apollons Intrige bis zur Tötung durch einen von Gaia gesandten Skorpion. Ein LiebesverhĂ€ltnis im eigentlichen Sinn wird selten und zurĂŒckhaltend angedeutet; die Tradition betont vielmehr den Bruch der Gemeinschaft durch Tod und Sternbildwerdung.
Mehrfach wird die Abweisung oder Sanktionierung mĂ€nnlicher AnnĂ€herung betont. Der Flussgott Alpheios versucht, Artemis zu verfolgen; sie entzieht sich listig mit ihren Nymphen. Aktaion erleidet Strafe, weil er die Göttin beim Baden erblickt â ein Vergehen gegen ihre SphĂ€re der Keuschheit. Solche Episoden markieren Grenzen: Wer Artemisâ Unantastbarkeit verletzt, wird gemaĂregelt.
Zum Kreis der GefĂ€hrtinnen zĂ€hlen Nymphen, die ihr Keuschheitsideal teilen. Bei Callisto fĂŒhrt der Bruch (durch VerfĂŒhrung und TĂ€uschung) zum Ausschluss aus dem Gefolge und zur Verwandlung â ein Spiegel der Stringenz, mit der Artemis ĂŒber die eigene und die ihrer GefĂ€hrtinnen gelobte Reinheit wacht.
SpĂ€tere Gleichsetzungen und Ăberschneidungen mit mondbezogenen Gottheiten (Selene, Hekate) erzeugen gelegentlich ErzĂ€hlnĂ€he zu Motiven wie Endymion. Die Gestalt der Artemis bleibt jedoch im Kern ehelos und ohne bestĂ€tigte Liebschaften: Ihre âBindungâ gilt der Wildnis, der Jagd und der Wahrung göttlicher Grenzen.
Kinder, Töchter und Söhne der Artemis
Artemis gilt als ewig jungfrĂ€uliche Gottheit und hat in der klassischen Ăberlieferung keine leiblichen Kinder. Ihr KeuschheitsgelĂŒbde schlieĂt Mutterschaft aus.
Kultisch tritt sie jedoch als Kourotrophos (ErnĂ€hrerin/SchĂŒtzerin der Jugend) auf und âfĂŒhrtâ symbolisch Kinder bis zur Reife. Dazu zĂ€hlen:
- GefĂ€hrtinnen und Schutzbefohlene: Nymphen und jungfrĂ€uliche Begleiterinnen, deren Reinheit sie ĂŒberwacht.
- Rituelle âTöchterâ: die arktoi (âBĂ€rinnenâ) von Brauron â MĂ€dchen, welche in Initiationsriten Artemis geweiht sind.
- Zöglinge in Mythos und Drama: Figuren wie Hippolytos oder Atalante erscheinen als bevorzugte Verehrer*innen unter ihrem besonderen Schutz, ohne genealogische Bindung.
- Jungtiere der Wildnis: von Artemis behĂŒtet und kultisch als ihre Schutzbefohlenen verstanden.
Vereinzelt bezeugen lokale oder spÀte Traditionen Zuschreibungen, die Artemis Nachkommen andichten; sie blieben randstÀndig und setzten sich nicht gegen das Grundbild der kinderlosen, ehelosen Göttin durch.
Artemis Geschwister
- Vollgeschwister: Apollo (Zwillingsbruder).
- Halbgeschwister ĂŒber Zeus (je nach Tradition): Athena; Ares; Hermes; Dionysos; Persephone; Hebe; Eileithyia; Hephaistos (teils); die Musen; die Chariten (Charites); die Horen (Horae); ferner sterbliche Nachkommen wie Helena, Herakles, Minos u. a.
Die zentrale Geschwisterbindung bildet das Zwillingspaar ArtemisâApollo: komplementĂ€r in SphĂ€re und Symbolik (Wildnis/Jagd und Musik/Orakel; beide mit dem Bogen verbunden) und hĂ€ufig gemeinsam in Mythen, KultrĂ€umen und Beinamen verknĂŒpft.
Mythen und Sagen ĂŒber Artemis
Verschiedene ErzÀhlungen, Sagen, Mythen und lokale Legenden prÀgen das Bild von Artemis.
Aktaion â Der verbotene Blick
Ein junger JĂ€ger erblickt die badende Göttin. Artemis verwandelt ihn in einen Hirsch; die eigenen Hunde zerreiĂen ihn. Die Episode markiert die Unantastbarkeit ihrer SphĂ€re und die unmittelbare Sanktion von Grenzverletzung.
Niobe â Hybris der VielmĂŒtterlichen
Niobe verspottet Leto, weil sie mehr Kinder habe. Als Vergeltung töten Artemis und Apollo Niobes Kinder; manche Fassungen lassen eine Tochter (Chloris) ĂŒberleben. Die ErzĂ€hlung ist ein Musterbeispiel fĂŒr die Ahndung von Ăberheblichkeit gegenĂŒber den Göttern.
Orion â GefĂ€hrte, Gegner, Gestirn
Orion erscheint als groĂer JĂ€ger, teils als Jagdpartner, teils als GrenzĂŒberschreiter. Sein Tod wird verschieden erklĂ€rt: Artemisâ Versehen, Apollons List oder ein von der Erde gesandter Skorpion. Orion wird schlieĂlich als Sternbild an den Himmel versetzt; die variantenreiche Ăberlieferung spiegelt den schillernden Status der Figur.
Iphigenie â Von Aulis nach Tauris
Nach Frevel an heiligem Wild verweigert Artemis gĂŒnstigen Wind fĂŒr die Flotte. Iphigenie soll geopfert werden; die Göttin ersetzt sie durch ein Tier und entrĂŒckt sie nach Tauris als Priesterin. SpĂ€tere Stoffe fĂŒhren ihre Wiederbegegnung mit Orest und die Rettung des Artemis-Heiligtums aus.
Kalydonischer Eber â Rache an Oineus
Weil König Oineus Artemis nicht ehrte, sendet sie ein verwĂŒstendes Ungeheuer. Die Jagd vereint Heroen; Atalante verwundet das Tier zuerst, Meleagros tötet esâder Streit um die Beute endet tragisch. Die Sage verknĂŒpft Artemisâ verletzte Ehre mit der Dynamik von Ruhm, Gabe und SĂŒhne.
Kallisto â Der gebrochene Schwur
Die Nymphe Kallisto (âdie Schönsteâ), AnhĂ€ngerin der keuschen Artemis, wird von Zeus verfĂŒhrt und schwanger. Entdeckt, wird sie aus dem Gefolge ausgeschlossen und zur BĂ€rin verwandelt; spĂ€ter erhebt Zeus Mutter und Sohn als Sternbilder. Varianten lassen Hera oder Artemis die Strafe vollziehen.
Arethusa und Alpheios â Flucht ins Wasser
Der Flussgott verfolgt die Nymphe Arethusa. Auf ihr Flehen verwandelt Artemis sie zur Quelle auf Ortygia; Alpheios mischt seine Wasser mit den ihren. Die Szene betont Artemisâ Schutz fĂŒr GefĂ€hrtinnen und Keuschheit.
Aloaden â List gegen Giganten
Die BrĂŒder Otos und Ephialtes streben nach göttlichen BrĂ€uten und Macht. Artemis lockt sie als Hirsch zwischen ihre Speere; im Versuch, die Beute zu treffen, töten sie einander. List besiegt GröĂenwahn.
Tityos â Frevel an Leto
Der Riese greift Leto, die Mutter von Artemis und Apollon, an. Artemis und Apollo strafen ihn mit Pfeilen; im Hades wird er von Geiern gequÀlt, sein Leberleiden erneuert sich ewig. Der Mythos unterstreicht Schutz und LoyalitÀt innerhalb der göttlichen Familie.
Brauron â Der heilige BĂ€r
Die Tötung eines Artemis geweihten BĂ€ren ruft eine Pest hervor. SĂŒhne schafft der Brauronia-Kult mit den arktoi (âBĂ€rinnenâ): MĂ€dchen vollziehen Initiationsriten zu Ehren der Göttin. Kulttopographie und ErzĂ€hlung erklĂ€ren sich wechselseitig.
Hippolytos â Treue zu Artemis, Zorn der Aphrodite
Hippolytos verehrt Artemis und verachtet Aphrodite. Diese rÀcht sich durch Phaidras verhÀngnisvolle Leidenschaft und eine falsche Anschuldigung; Hippolytos stirbt, Artemis stiftet ihm Ehren. Die Geschichte zeichnet die Spannung zwischen Keuschheit und Begehren.
Chione â Das tödliche Wort
Chione rĂŒhmt ihre Schönheit ĂŒber die der Göttinnen. Artemis trifft sie mit dem Pfeil und beendet das Prahlen. Ein kurzer Mythos ĂŒber MaĂ und Strafe. Ăbrigens: Ihr Vater Daidalion sprang aus Trauer von der Spitze des Parnass â Apollon verwandelte ihn jedoch in einen Falke. Der Name âChioneâ erscheint in spĂ€teren Quellen teils als gĂ€ngiger Dirnenname.
Die Episoden verbinden leitende Motive: Wahrung von Reinheit und Grenze, Schutz der Schutzbefohlenen, Ahndung von Hybris, Bewahrung kosmischer Ordnung â durch Pfeil, Verwandlung, listige TĂ€uschung oder kultische Setzung.
Verehrung von Artemis
Artemis wurde im gesamten griechischen Kulturraum in vielfĂ€ltigen lokalen Aspekten verehrt â als Herrin der Wildnis, HĂŒterin der Jugend und GebĂ€renden, als Grenzgöttin zwischen Stadt und Natur. Charakteristisch sind heilige Haine, QuellheiligtĂŒmer, Bergkuppen und KĂŒstenplĂ€tze. Kultbilder reichten vom archaischen Xoanon aus Holz bis zu aufwendig gearbeiteten Statuen; Opfer bestanden aus Tieropfern (bes. Ziege, Hirsch), Honig- und KĂ€sekuchen, Votivgaben sowie Weihekleidung. Die Bildtradition variiert regional stark: Die jungfrĂ€uliche JĂ€gerin des Festlands steht neben der stark lokalisierten, als âvielbrĂŒstigâ missverstandenen Ephesia â ein eigenstĂ€ndiger, anatolisch geprĂ€gter Kulttyp.
Ephesos (Artemision)
Das Artemision in Ephesos galt als eines der Sieben Weltwunder der Antike und war ein panhellenisches Pilgerziel. Der Kult der Artemis Ephesia besaà ein monumentales Tempelareal und ein ikonisches Kultbild mit reicher Symbolik (u. a. hÀngende ovale Appliken, deren Deutung von Eiern bis zu Stierhoden reicht). Die Form und Ausstattung verdeutlichen die Verschmelzung griechischer und kleinasiatischer Traditionen.
Attika: Brauron und Akropolis
Das lĂ€ndliche Heiligtum von Brauron war ein Zentrum fĂŒr MĂ€dcheninitiation (Arkteia) und Weihepraxis: Kinderstatuetten, Krateriskoi mit Lauf- und Tanzszenen und FrauengerĂ€te wurden dargebracht. Mit dem stĂ€dtischen Brauroneion auf der Athener Akropolis war Brauron kultisch verbunden; dort wurden u. a. Weihekleider nach ĂŒberstandener Geburt niedergelegt. Architektur und Fundspektrum (Î -Stoa, BrĂŒcke, Quellheiligtum) zeigen einen auf Gemeinschaftsmahle und Ăbergangsriten ausgerichteten Kult.
Sparta: Artemis Orthia
Das Heiligtum der Artemis Orthia vereinte Weihepraxis in groĂer Zahl mit drastischen Initiationsriten: Ausgrabungen förderten ĂŒber hunderttausend Bleifiguren und Masken zutage; literarisch ist die Diamastigosis (rituelles Auspeitschen von Epheben am Altar) belegt â ein Ausdruck spartanischer Erziehungs- und Wettkampfethik. Die Anlage erfuhr mehrfache Bauphasen vom frĂŒhen Altar bis zum römischen TheaterĂŒberbau.
PirÀus: Artemis Mounichia
Am HĂŒgel Mounichia (Kastella) wurde Artemis als Schutzmacht von Hafen und MĂ€dchen verehrt. Am 16. des Monats Mounichion (FrĂŒhling) fand ein Fest mit Prozession und runden amphiphontes-Kuchen statt, die ringsum mit Lichtern besetzt waren â eine symbolische Verbindung zum Vollmond. In spĂ€terer Deutung erinnert das Fest an den Sieg bei Salamis.
Athen/Ilissos: Artemis Agrotera
Als Agrotera (âdie LĂ€ndliche/JĂ€gerinâ) besaĂ Artemis ein Heiligtum am Ilissos (Agrai). Der Kulttag am 6. Boedromion wurde mit Jagd- und Dankmotiven verbunden; die attische Tradition knĂŒpfte hier GelĂŒbde und Dankopfer an militĂ€rische Erfolge.
Aulis und Artemida (Loutsa): Artemis Tauropolos
An der OstkĂŒste Attikas lag das Tauropolos-Heiligtum unmittelbar am Meer. Die Anlage des 5. Jh. v. Chr. ist archĂ€ologisch gefasst; mythologisch wird ihre Stiftung mit der Iphigenie-ErzĂ€hlung verknĂŒpft. Seefront-Lage und Kulttitel betonen den Grenzraum zwischen Stadt, KĂŒste und âbarbarischemâ AuĂen.
Messenien/Taygetos: Artemis Limnatis
Der Limnatis-Kult markierte eine alte Grenz- und Bergverehrung zwischen Messenien und Lakonien. Epigraphik und wiederverwendete Bauteile bezeugen ein Heiligtum auf Höhenlagen; Funde (u. a. Terrakotten) spiegeln enge Nachbarschaft zu anderen Artemis-Aspekten.
Weitere Kultorte und Epitheta
Delos (als Geburtslandschaft) prĂ€gte Beinamen wie Kynthia; lĂ€ndlich-agrarische Aspekte erscheinen in Karyatis (Karyai, Tanzkulte) und Orthia/Agrotera; maritime und grenzbezogene Aspekte in Mounichia und Tauropolos. Diese Vielfalt zeigt Artemis als panhellenische Gottheit mit stark lokaler AusprĂ€gung â von Kinder- und Ăbergangsriten ĂŒber Jagd- und Naturkulte bis zu stĂ€dtisch geprĂ€gten Festen.
Artemis-Kult im Ăberblick
Typisch sind Prozessionen, ChortĂ€nze, WettkĂ€mpfe und Initiationsakte; Opfer reichen von Ziegen und Rehen bis zu unblutigen Kuchengaben. Votivpraxis ist reich belegt: MiniaturgefĂ€Ăe, Bleifiguren, Tierstatuetten, Masken, Waffen, Kleidung und Spiegel. Die Orte â Hain, Quelle, Ufer, Berg â zeichnen Artemis als âGöttin der Schwellenâ, die ĂbergĂ€nge sozial (Kindheit â Erwachsenenwelt), rĂ€umlich (Stadt â Wildnis) und existenziell (Geburt â Tod) rituell rahmt.
Antworten auf die wichtigsten Fragen zu Artemis
Wer ist die Göttin Artemis?
Artemis ist die griechische Göttin der Jagd, der Wildtiere und der Vegetation sowie der Keuschheit und Geburt â spĂ€ter auch des Mondes; Tochter des Zeus und der Leto, Zwillingsschwester Apollons; im römischen Kontext mit Diana identifiziert.
FĂŒr was steht die Göttin Artemis?
FĂŒr Schutz der Natur und des Wildes, Begleitung von MĂ€dchen bis zur Ehe, Beistand bei Geburten und die Wahrung ritueller Reinheit; zugleich strafende HĂŒterin göttlicher Grenzen.
Welche Attribute hat Artemis?
Bogen, Pfeile und Köcher; Hirsch/Hirschkuh und Jagdhunde; kurze Jagdtunika; hÀufig Mondsichel; teils Fackel und Zypresse.
Was ist das Symbol von Artemis?
Vor allem Bogen und Pfeile sowie der Hirsch (bzw. die Hirschkuh) sind Symbol der Artemis; in spÀterer Tradition auch die Mondsichel.
Was bedeutet der Name Artemis?
Die Etymologie ist ungeklĂ€rt; wahrscheinlich vorgriechischen Ursprungs. Deutungen (z. B. Verbindung zu âunversehrt/gesundâ oder zum âBĂ€renâ) bleiben hypothetisch. Im Mykenischen ist der Name der Göttin bereits belegt, u. a. in Linear-B-Texten aus Pylos als a-te-mi-to und a-ti-mi-te. Ein frĂŒher Beiname qe-ra-si-ja erscheint spĂ€ter als altgriechisch TherasĂa (ÎΔÏαÏία), vermutlich im Sinn von âdie (Göttin) von Theraâ. Als mögliche VorlĂ€uferin der Artemis gilt auf dem minoischen Kreta die Berg- und Jagdgöttin Britomartis (ÎÏÎčÏÏΌαÏÏÎčÏ), deren Name etwa âliebenswerte/liebliche Jungfrauâ bedeutet.
Wie hieĂ Artemis noch?
Griechisch áŒÏÏΔΌÎčÏ (Ărtemis); lateinischer Name: Diana. Es gibt den einen oder anderen Beinamen der Artemis:
- Agrotera (âJĂ€gerinâ; auch Agraia): Jagd-Aspekt; Tempel am Ilissos (Agrai) in Athen.
- Potnia Theron (âHerrin der Tiereâ): poetischer Ehrenname, schon bei Homer belegt.
- Orthia: Sparta (Diamastigosis-Ritual; Orthia-Heiligtum).
- Brauronia: Brauron und Brauroneion/Akropolis Athen; MĂ€dchen-Initiationen (arktoi).
- Mounichia (Munychia): Piraeus/Mikrolimano; Fest mit Lichterkuchen (amphiphontes).
- Tauropolos: Ostattika (Halai/Artemida) und Aulis; verbunden mit Iphigenie-Traditionen.
- Ephesia: Ephesos; monumentales Artemision (Weltwunder).
- Amarysia / Amarynthia: Amarynthos (Euböa) und attische BezĂŒge; jĂŒngere Funde sichern das Heiligtum.
- Leukophryene (Leucophryene): Magnesia am Maiandros; groĂangelegte Feste/Asylie-Dossier.
- Laphria: Kalydon â Patrai; berĂŒhmtes Laphria-Fest.
- Limnatis / Limnaia (âder SĂŒmpfe/Seenâ): Lakonien/Messenien, GewĂ€ssernĂ€he.
- Alphaea / Alpheiaia: bei Letrinoi (Elis) und Ortygia; Bezug zum Fluss Alpheios.
- Karyatis (Caryatis): Karyai (Lakoniens Grenzraum), MÀdchentÀnze.
- Kynthia / Cynthia: vom Berg Kynthos (Delos), Geburtslandschaft.
- Ortygia: von Ortygia (Delos/Syrakus) abgeleitet, Geburts-Toponym.
- Lochia (Locheia): HĂŒterin der Geburt/Entbindung.
- Kourotrophos (âErnĂ€hrerin/SchĂŒtzerin der Jugendâ): Kinder- und Ăbergangsriten.
- Elaphiaia / Elaphebolos (âHirsch-/Hirschkuh-â; âHirschjĂ€gerinâ): Jagdikonographie.
- Dictynnaia (Diktynnaia oder Diktynna): v. a. kretisch (Netz/âFischerâ-Motiv; NĂ€he zu Britomartis).
Ist Artemis die Tochter von Zeus?
Ja. Artemis ist die Tochter von Zeus und Leto.
Sind Apollo und Artemis Zwillinge?
Ja. Artemis und Apollo sind Zwillingsgeschwister.
Wer ist der Mann von Artemis?
Keiner. Artemis gilt als ewig jungfrÀuliche Göttin ohne Ehebund.
Welches Tier steht fĂŒr Artemis?
Vor allem der Hirsch/die Hirschkuh; hÀufig erscheint sie auch mit Jagdhunden.
Welches Sternzeichen ist Artemis?
Keines. In der Antike existiert keine verbindliche Zuordnung von Olympischen Göttern zu den Tierkreiszeichen; der Tierkreis ist ein astrologisches System babylonischen Ursprungs. Artemis wird mythologisch eher mit dem Mond und mit Sternbildern/ErzĂ€hlungen (z. B. Orion, Skorpion; Kallisto/Ursa) in Verbindung gebracht, nicht mit einem âeigenenâ Sternzeichen.
WeiterfĂŒhrende Informationen & Quellen
- Griechische Mythologie (Griechenland Guru)
- Griechische Götter Stammbaum, ebenda
- Griechische Halbgötter, ebd.
- Antikes Griechenland, ebd.
- Varro De re rustica 1, 37, 3.
- Varro De lingua latina 5, 68.
- CIL 14, 2212.
- Hesiod, Theogonie.
- Homer, Odyssee 6.
- Homer, Ilias 21.
- Iuvenal 1,3,136.
- Kallimachos, Hymnos 3 (auf Artemis; auf den Delischen Apollon).
- Pausaniasâ âBeschreibung Griechenlandsâ.
- Preller, L. (1861). Griechische Mythologie. Weidmann.
- Hoenn K. (1946). Artemis. Gestaltwandel einer Göttin. Artemis-Verlag.